Wenn du Geld brauchst, geh doch einfach zur Bank

Vor diesem Ambiente begrüßt Herausgeber Klaus Schönberger das "potenziell kriminelle" oder zumindest am Thema interessierte Publikum zur multimedialen Vorstellung seines Buches "Va Banque". Der empirische Kulturwissenschaftler und Historiker hat sich vor geraumer Zeit dem Thema Bankraub zugewandt und Autoren aller Couleur um sich versammelt.

So entstand ein 230-seitiger, bewusst antikriminalistischer Ausflug in die faszinierende Welt der Schalterhallenganoven. In den Verlagen Libertäre Assoziation - Schwarze Risse -Rote Straße fand er nach eigener Aussage für dieses Unternehmen die perfekten Partner.

Mit deutlicher Distanzierung von dem profanen Verbrecherpack, "das armen Menschen das Geld aus der Tasche zieht", betont Schönberger den Unterschied zum Bankraub. Ganz im Sinne des berühmten Brecht Satzes "Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?" beherrscht unverhohlene Sympathie zu den Tresorknackern das ganze Buch. Und so mancher Leser wird es nachvollziehen können. Seit Beginn der Bankraub-Zeitrechnung in den 1790er Jahren konnten sich die Edel-Räuber der Zuneigung einer breiten Masse gewiss sein, denn sie nahmen es den Reichen, und verschonten die Armen.

Vom Outlaw im Wilden Westen bis zum Computer-Hacker im Jahr 2000 hat sich die Methodik nicht aber die Faszination geändert. Und kaum eine Phantasie hat so viele Anhänger wiedie vom schnellen Reichtum. Dabei ist neben Lotto-Spiel der Bankraub noch immer die meistgenannte Alternative. Vom Aussterben dieses goldenen Handwerks will Schönberger daher auch nichts wissen.Am Ende seines Vorwortes und seines Vortrages heißt es: "Als ZuschauerInnen können wir uns wünschen, dass es Bankraub mit Stil und Format geben möge. In diesem Sinne möchte dieses Buch das Niveau in Theorie und Praxis heben." Und unterhaltsam ist "Va Banque" außerdem.

"Va Banque", Klaus Schönberger, VLA -Schwarze Risse - Rote Straße, 34 Mark

Markus Scharf

(aus: Göttinger Tageblatt, 24.11.2000)