Was Sie - schon immer? - über die kriminelle Alternative zum Lottospiel wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten ...: Der aus Marbach stammende Kulturwissenschaftler Klaus Schönberger präsentierte im Schlosskeller sein einschlägig unbestraftes Werk "Va banque".
Uhrenvergleich? Der hat bei den dunklen Gestalten, die sich am Samstagabend an der Marbacher Stadtmauer entlang auf den schummrigen Schlosskeller zu bewegen, wohl nicht geklappt. Nur sehr allmählich und zögerlich füllen sich die Bankreihen mit den Lernwilligen. Knappe Finanzen, nicht mal das Geld für eine Uhr?
In solchen Fällen, das bringt der Abend an den Tag, ist der Banküberfall eine immer wieder beliebte Konsequenz: Ein österreichischer Bankräuber ?wollte den Lebensstandard der Freundin erhöhen" (ob sie mit den sieben Jahren Gefängnis zufrieden war, zu denen er verurteilt wurde, blieb ungeklärt), ein Mannheimer Urteil von 1957 hält fest: ?Das Verbrechen ist das Abenteuer der bürgerlichen Gesellschaft."
Wer sich an diesem Abend in den Untergrund begab, kam darin zwar nicht um, aber vor die laufende Kamera: Kein erkennungsdienstliches, sondern ein Aufnahme-Team des Fernsehsenders Arte bannte Statements und Zuschauerreaktionen aufs Band. Lesungen, Dias und Filmsequenzen informierten über die handwerkliche Seite dieses Berufs: das geeignete Fluchtfahrzeug, vielfältige Verkleidungen und die nötigen Fremdsprachenkenntnisse bei Jobs im Ausland -?Hands up".
Die erotische Fantasie bediente die attraktiv-langbeinige ?Banklady" mit dem ?gefühlsechten Handschuh". Später erzählten erfolgreiche Täter auf der Leinwand vom ?Leben danach": ?Wir haben's uns gut gehen lassen: nette Abende mit Kalbsschnitzel, endlich die Fahrt nach Helgoland!"
Schönberger, der in roter Trachtenjacke und mit Bildungsbrille eher harmlos wirkte, führte (mit Unterstützung von Rainer Weiss) gutgelaunt und wertfrei durchs Einmaleins des Banküberfalls. Wer auf Insider-Tipps oder Empfehlungen, Berufsberatung oder Eignungstests gehofft hatte, sah sich getäuscht.
Mit MC Orgelmüllers Medley gab's noch einen Ausflug in die Welt der ?Pop-Robbery". Sein Song über den Ungarn Attila reimte ?schwer" auf ?Bankräuber" und machte mit der Übersetzung von ?Hände hoch" vertraut. Endlos erscheinende Krönung des Abends war der interaktive Song mit dem braven Publikum zum vierzeiligen ?Bankrobber".
(nig)
aus: Ludwigsburger Kreiszeitung, 14.3.2001