Trekkies of the Month Oktober 2004: Michael Hardt & Antonio Negri
Star-Trek-Philosophers-Preis für die Formulierung einer proto-föderalen Perspektive

"Dieses zweite Gesicht der Globalisierung bedeutet nicht die weltweite Angleichung einer und eines jeden; es bietet uns vielmehr die Möglichkeit, unsere Besonderheit zu wahren und das Gemeinsame zu entdecken, das es uns erlaubt, miteinander zu kommunizieren und gemeinsam zu handeln. Auch die Multitude kann deshalb als ein Netzwerk aufgefasst werden: als ein offenes und breit angelegtes Netzwerk, das es zulässt, jegliche Differenz frei und gleich auszudrücken, ein Netzwerk, das die Mittel der Begegnung bereitstellt, um gemeinsam arbeiten und leben zu können."

Welchem Trekkie fallen da nicht die Worte von Gene Roddenberry ein, mit denen er Mitte der Siebziger umriss, was die Star Trek-Philosopie ausmacht:
"Die ganze Show war ein Versuch zu sagen, dass die Menschheit an jenem Tag Reife und Weisheit erreichen wird, an dem sie beginnt, Unterschiede in Vorstellungen und Lebensformen nicht nur zu tolerieren, sondern einen besonderen Gefallen daran zu finden. Wir versuchten zu sagen, dass das Schlimmste, was uns allen in der Zukunft passieren könnte, ist, dass wir in eine eindimensionale Schablone gepresst werden; und anfangen, uns gleichförmig zu benehmen, zu reden, und auszusehen. Wenn wir nicht lernen, die kleinen Unterschiede zu geniessen, einen positiven Gefallen an jenen kleinen Unterschieden innerhalb unserer eigenen Lebensform zu finden, dann verdienen wir es nicht, raus in das Universum zu gehen und die Vielfalt zu treffen, die so gut wie sicher dort draußen ist."
Bei so viel Übereinstimmung in der Perspektive ist es sicherlich auch kein Zufall, dass Hardt und Negri zur Beschreibung postmoderner Kriegsverhältnisse auch eine Episode aus der Originalserie heranziehen (A Taste of Armageddon, deutsch: Krieg der Computer). In dieser Episode hatte Roddenberry die Widersprüchlichkeiten einer körperlosen Kriegsführung verhandelt. Hardt und Negri greifen das auf, lassen Kirk und Spock nun quasi auf die US-Hightecharmee von heute los.
Wir sind davon überzeugt, dass das Projekt von Michael Hardt und Antonio Negri tatsächlich darauf abzielt, eine proto-föderale Perspektive zu formulieren und verleihen ihnen dafür den Star-Trek-Philosophers-Preis. (b.)
Related Links:
- Stark gekürzter Abdruck des Vorworts von Multitude in der Wochenzeitung jungle world
- Die Web-Enzyklopädie Wikipedia zum Hintergrund des Multitude-Begriffs
- Besprechung des Fernsehsenders 3sat
- Die in Paris erscheinende Zeitschrift Multitudes